Im Jahr 1301, als die Gassen Wiens von Händlern und Minnesängern erfüllt waren, wurde Otto, der später als der Fröhliche bekannt wurde, in die Welt geboren. Als jüngster Sohn von König Albrecht I. und Elisabeth von Görz-Tirol trat er in die Fußstapfen einer Familie, die das Heilige Römische Reich prägen sollte. Seine Brüder, mächtige Männer wie Rudolf, König von Böhmen, Friedrich der Schöne und Leopold der Glorreiche, warfen lange Schatten, doch Otto war kein Mann, der sich in Dunkelheit versteckte. Mit einem Lachen, das die Hallen seines Hofes erhellte, und einer Kühnheit, die seine Feinde erzittern ließ, formte er ein Vermächtnis, das Wien und Österreich für immer prägen sollte. Doch hinter seiner fröhlichen Fassade lauerte ein Geheimnis, das die Chroniken nur andeuteten – ein Rätsel, das seine Taten in ein faszinierendes Licht taucht.
Otto wuchs in einer Zeit auf, in der die Habsburger ihre Macht noch festigen mussten. Als jüngster Sohn war er zunächst von der Herrschaft ausgeschlossen, ein Prinz ohne Land, ein Ritter ohne Ziel. Doch Otto war kein Mann, der sich mit einem Leben im Schatten abfand. Seine Jugend war geprägt von einer unbändigen Lebenslust, die ihn von den ernsten Brüdern unterschied. Während seine Geschwister in politischen Intrigen und Kriegen versanken, füllte Otto die Höfe mit Musik und Gelächter. Seine Hochzeit 1325 mit Elisabeth von Niederbayern, einer Frau von strahlender Schönheit und klarem Verstand, brachte nicht nur eine starke Allianz, sondern auch eine Partnerin, die seinen Lebenshunger teilte. Gemeinsam machten sie den Wiener Hof zu einem Ort der Feste, wo Dichter wie Neidhart Fuchs und der legendäre Pfaffe vom Kahlenberg ihre Späße trieben, während die Saiten der Lauten die Nächte erhellten. Es war diese Zeit, die Otto seinen Beinamen einbrachte: der Fröhliche, ein Herzog, dessen Heiterkeit ansteckend war.
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Doch Otto war mehr als ein lebenslustiger Fürst. Als sein Bruder Leopold 1326 starb, sah Otto seine Chance, aus dem Schatten zu treten. Mit einer Mischung aus Kühnheit und Verzweiflung forderte er eine Teilung der habsburgischen Lande, ein Wagnis, das ihn fast in den Krieg mit seinen Brüdern stürzte. Er rief sogar die Hilfe von Böhmen und Ungarn an, ein riskanter Schachzug, der die Einheit der Habsburger bedrohte. Doch Otto war kein Mann der Zerstörung. 1329 wurde ihm die Verwaltung der Vorlande am Oberrhein übertragen, und 1330, nach dem Tod Friedrichs des Schönen, teilte er sich die Herrschaft über Österreich und die Steiermark mit seinem Bruder Albrecht II. Wien wurde sein Zuhause, sein Hof ein Zentrum der Kultur, wo Dichtkunst und Rittertum aufeinandertreffen. Otto förderte die Künste, ließ die Georgskapelle im Wiener Augustinerkloster errichten und gründete das Martinspital vor dem Widmertor, ein Zeichen seiner Fürsorge für die Menschen der Stadt.
Sein wahres Meisterwerk kam 1335, als Kaiser Ludwig der Bayer die Habsburger mit Kärnten belehnte. Otto, nun Herzog von Österreich, Steiermark und Kärnten, reiste zum Zollfeld, wo er in einer feierlichen Zeremonie in slowenischer Sprache auf dem Herzogstuhl eingesetzt wurde – der erste Habsburger, der diesen alten Brauch ehrte. Dieser Moment war mehr als ein Akt der Macht; er war ein Bekenntnis zur Tradition, ein Schwur, die Lande der Habsburger zu einen. Otto konzentrierte sich auf Kärnten, wo er die Stände zusammenhielt und die Grundlagen für die habsburgische Herrschaft legte. Doch auch Wien blieb in seinem Herzen. Er stiftete 1327 das Zisterzienserkloster Neuberg in der Steiermark, ein Gelübde für die Geburt seines Sohnes Friedrich, und 1337 die Societas Templois, eine Rittergesellschaft, inspiriert von den Gralsrittern, die für Kreuzzüge gegen die Heiden in Preußen und Litauen gedacht war. Diese Gesellschaft, ein Bund der mächtigsten Adelsfamilien Österreichs, war ein Zeichen von Ottos Vision, Rittertum und Glauben zu vereinen.
Doch Ottos Leben war nicht nur von Triumphen geprägt. Seine zweite Ehe mit Anna von Böhmen, der Schwester Karls IV., geschlossen 1335 in Znaim, sollte die Habsburger mit den Luxemburgern versöhnen, doch auch sie endete früh mit Annas Tod. Die politischen Wirren seiner Zeit, insbesondere der Konflikt mit Böhmen, forderten seinen ganzen Einsatz. 1336 führte er einen Feldzug gegen die Luxemburger, doch mit dem Frieden von Freistadt und Enns sicherte er Kärnten für die Habsburger und brachte Stabilität in die Region. Otto selbst war ein Mann der Gegensätze: heiter und kühn, doch oft eigenwillig und unstet, wie die Chroniken flüstern. Ihm fehlte der kühle Pragmatismus seines Bruders Albrecht, doch seine Leidenschaft machte ihn zum Träger der habsburgischen Politik in einer Zeit, in der die Dynastie um ihre Stellung kämpfte.
Im Februar 1339, auf einer Reise von Graz nach Wien, wurde Otto von einer Krankheit heimgesucht. Mit nicht einmal 38 Jahren spürte er, wie das Leben aus ihm wich. In Neuberg an der Mürz, wo er das Kloster gestiftet hatte, hauchte er seinen letzten Atemzug aus. Seine letzten Wünsche waren klar: Er übergab seine Söhne Friedrich und Leopold an Albrecht und bat darum, in der Gruft von Neuberg beigesetzt zu werden. Doch das Schicksal war grausam. 1344 starben seine beiden Söhne, kaum 17 und 16 Jahre alt, unter mysteriösen Umständen. In den Gassen Wiens flüsterte man von Gift, von Intrigen, die Ottos Linie auslöschten. Seine Gruft in Neuberg verfiel, bis sie 1820 wiederentdeckt wurde, und in einem feierlichen Trauergottesdienst wurden die Gebeine Ottos, seiner Frauen und Söhne neu beigesetzt, als wollten die Nachfahren die Vergessenen ehren.
Und hier beginnt das Geheimnis, das Otto den Fröhlichen umgibt. Die plötzlichen Tode seiner Söhne nährten Gerüchte, die bis heute nicht verstummen. War es wirklich Gift, das Friedrich und Leopold dahinraffte? Manche munkeln, Otto habe in seiner Kühnheit Feinde gemacht, mächtige Gegner, die seine Linie auslöschen wollten. Andere flüstern von einem Fluch, der auf der Societas Templois lag, deren Gründung vielleicht mehr als nur ein ritterliches Ideal war. Vielleicht hatte Otto in seiner Suche nach Ruhm und Macht einen Pakt geschlossen, dessen Preis seine Nachkommen zahlten. Dieses Rätsel, gepaart mit seiner fröhlichen Natur, macht Otto zu einer Figur, die die Fantasie beflügelt.
Otto der Fröhliche war ein Herzog, der Wien mit Leben füllte, ein Mann, dessen Lachen die Höfe erhellte und dessen Schwert die Habsburger stärkte. In einer Zeit der Intrigen und Kriege war er ein Leuchtfeuer der Heiterkeit, ein Förderer der Künste und ein Bewahrer der Tradition. Sein Vermächtnis lebt in den Mauern der Georgskapelle, in den Liedern der Dichter und in den Legenden, die von einem Herzog erzählen, der mit Krallen, Schnabel und Flügeln gegen seine Feinde zog. Und während die Donau weiterfließt, flüstert sie noch immer von Otto, dem Fröhlichen, dessen Geheimnis die Zeit nicht lüften konnte.
