Wenn man an Wien denkt, hört man ihn fast automatisch: den Walzer. Ein Dreivierteltakt, leicht und beschwingt, der zugleich Herz und Füße bewegt, ein Tanz, der wie kaum etwas anderes die Seele dieser Stadt verkörpert. Und im Zentrum dieser musikalischen Magie steht Johann Strauß II, der Walzerkönig, der Wien in Schwingung versetzte und dessen Melodien noch heute durch die Säle, Parks und Straßen der Donaumetropole klingen.
Johann Strauß Sohn, wie man ihn damals nannte, kam 1825 zur Welt – in eine Familie, die schon vom Tanzfieber erfüllt war. Sein Vater, Johann Strauß I, hatte mit dem Radetzky-Marsch Weltruhm erlangt und war in Wien eine Institution. Doch gerade dieses Erbe lastete schwer auf den jungen Johann. Der Vater wollte ihn in eine bürgerlich solide Laufbahn drängen, vielleicht als Beamten, doch die Musik brannte längst in ihm wie ein unauslöschliches Feuer. Im Verborgenen übte er Geige, heimlich schrieb er erste Kompositionen, und schon bald sollte sich zeigen, dass er seinem berühmten Vater nicht nur das Wasser reichen konnte, sondern ihn übertreffen würde.
Wien war in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Stadt im Aufbruch, eine Weltstadt, die sich nach Glanz, Freude und Vergnügen sehnte. Bälle, Feste, Musikveranstaltungen – das gesellschaftliche Leben pulsierte, und es gab kaum etwas, das die Menschen mehr begeisterte als der Tanz. Genau hier setzte Johann Strauß II an. Mit Charme, mitreißender Energie und einem untrüglichen Gespür für die Sehnsucht seiner Zeit schuf er Melodien, die wie süßer Champagner durch die Säle perlten.
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Sein Durchbruch gelang ihm schon als junger Mann, als er mit seinem eigenen Orchester gegen das seines Vaters antrat. Die Konkurrenz war hart, doch die Wiener ahnten, dass hier ein neuer Stern am Himmel erstrahlte. Bald schon hallten seine Walzer in den berühmtesten Sälen der Stadt, im Volksgarten, im Sperl, in den Palais der Aristokratie. Strauß verstand es wie kein anderer, das Lebensgefühl Wiens einzufangen: beschwingt und doch melancholisch, leichtfüßig und zugleich tief.
Sein wohl berühmtestes Werk, „An der schönen blauen Donau“, ist längst zur inoffiziellen Hymne Österreichs geworden. Kaum ein Jahreswechsel in Wien, ja in der ganzen Welt, vergeht ohne diesen Walzer, der mit seiner Eleganz und Schwebekraft die Hoffnung auf ein neues, glückliches Jahr verkörpert. Doch das war nur einer von vielen Meilensteinen. „Geschichten aus dem Wienerwald“, „Kaiserwalzer“, „Frühlingsstimmen“ – Strauß komponierte über 500 Werke, darunter Walzer, Polkas und Märsche, die Wien zu einer klingenden Stadt machten.
Doch sein Ruhm reichte weit über die Grenzen der Donaumetropole hinaus. Johann Strauß II gastierte in Russland, begeisterte in Paris und London, und selbst in den Vereinigten Staaten spielte man seine Walzer mit Begeisterung. In Wien selbst aber war er mehr als ein gefeierter Musiker – er war das Symbol einer ganzen Epoche, die man später als „Walzerzeit“ bezeichnen sollte.
Dabei war Strauß kein einfacher Mensch. Er war rastlos, voller Leidenschaft und auch voller Zweifel. Dreimal verheiratet, nie ganz zur Ruhe gekommen, immer getrieben von der Musik. Doch gerade diese innere Unruhe verlieh seinen Melodien Tiefe. Hinter der Leichtigkeit seiner Walzer schwingt oft eine zarte Melancholie mit, ein leiser Hauch Vergänglichkeit – typisch wienerisch, könnte man sagen.
Sein Einfluss auf die Stadt ist unermesslich. Wien wäre ohne Strauß nicht Wien, oder zumindest nicht jene Stadt, die man heute als Hauptstadt der Musik kennt. Wer einmal das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker erlebt hat, weiß, dass Strauß’ Musik mehr ist als Unterhaltung – sie ist ein Lebensgefühl, eine klingende Erinnerung an eine Epoche, in der Wien die Welt verzauberte.
Als Johann Strauß II 1899 starb, war die ganze Stadt in Trauer. Man sprach davon, dass Wien seine Stimme verloren habe. Doch in Wahrheit lebt sie bis heute fort. In den Konzertsälen, bei den traditionellen Bällen, in den Straßen, wenn Straßenmusiker den Donauwalzer anstimmen – überall ist Strauß gegenwärtig.
Der Walzerkönig hat Wien nicht nur geprägt, er hat es unsterblich gemacht. Seine Musik trägt die Eleganz der Ringstraßenpalais, die Lebensfreude der Heurigen, die Magie der großen Ballnächte. Wien im Dreivierteltakt – das ist Johann Strauß II.