In einer Stadt, die für imperiale Pracht, barocke Fassaden und klassische Symmetrie bekannt ist, tanzt ein Gebäude völlig aus der Reihe – das Hundertwasserhaus in Wien. Es ist ein Haus, das nicht nur bewohnt, sondern bestaunt, fotografiert und diskutiert wird. Ein Ort, der sich gegen gerade Linien sträubt, gegen Einheitsgrau rebelliert und eine klare Botschaft in farbenfrohen Kacheln, üppigem Grün und unbändiger Kreativität aussendet: Architektur darf leben.

Die Idee zu diesem einzigartigen Wohnhaus wurde Anfang der 1980er-Jahre geboren, als der Künstler Friedensreich Hundertwasser zusammen mit Architekt Josef Krawina ein Bauprojekt verwirklichen wollte, das all seinen Überzeugungen entsprach. Hundertwasser glaubte, dass der Mensch das Recht habe, auf seinen eigenen vier Wänden einen Baum zu pflanzen – und genau so wurde gebaut. 1985 schließlich war es vollbracht: ein Gebäude, das aussah, als sei es einem Märchenbuch entsprungen und dabei doch real war.


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Die Wände sind bunt, organisch, nie langweilig. Fenster tanzen in verschiedenen Größen und Formen über die Fassade, kein einziger Raum gleicht dem anderen. Es gibt keine rechteckigen Standards, sondern fließende Linien, verspielte Details und ein Dach, das von Bäumen und Sträuchern durchzogen ist, als hätte sich die Natur das Haus einfach zurückgeholt. Hundertwasser nannte es einst einen „Architekturboykott gegen die gerade Linie“ – und meinte das nicht provokant, sondern heilsam.

Doch hinter all dem liegt mehr als nur Kunst. Es steckt eine Philosophie dahinter, die radikal menschlich ist. Hundertwasser wollte, dass sich der Mensch wieder mit seiner Umwelt verbindet, dass Architektur nicht nur funktional, sondern seelisch sein kann. Ein Gebäude, das atmet, das inspiriert und das selbst dann überrascht, wenn man es schon oft gesehen hat. Und genau das gelingt diesem Wohnhaus auch heute noch – jeden Tag.

Besucher strömen aus aller Welt hierher, um zu sehen, wie ein Künstler sich über alle Konventionen hinwegsetzte – und damit einen Meilenstein schuf. Zwar kann man das Innere des Hundertwasserhauses nicht betreten, da es bis heute bewohnt wird. Doch gleich gegenüber liegt das Hundertwasser Village, das mit Shops, einer kleinen Bar und Ausstellungen einen Blick in die Gedankenwelt des Künstlers erlaubt.

Das Hundertwasserhaus ist nicht einfach ein Gebäude. Es ist ein Statement. Ein Lächeln inmitten einer oft ernsten Stadtlandschaft. Wer davorsteht, spürt, wie plötzlich alles möglich scheint. Farben dürfen wild sein, Dächer dürfen wachsen, und Wohnen darf mehr sein als nur Schutz – es darf Kunst sein, Freude und ein Stück Utopie im Alltag.

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