Hoch über dem Weinviertel, wo sich die Wälder langsam ins Donautal neigen und der Wind Geschichten von Rittern und alten Zeiten zu erzählen scheint, thront sie wie aus einem Märchenbuch: die Burg Kreuzenstein. Majestätisch erhebt sie sich über die Landschaft, als hätte sie nie etwas anderes getan, als über Jahrhunderte hinweg zu wachen, zu beschützen – und zu faszinieren.
Dabei ist ihre Geschichte ebenso außergewöhnlich wie ihre Erscheinung. Ursprünglich stand an diesem Ort im Mittelalter eine Festung, vermutlich schon im 12. Jahrhundert errichtet. Sie diente den Babenbergern und später den Habsburgern als strategischer Posten. Doch wie so viele Burgen Europas fiel auch Kreuzenstein dem Zahn der Zeit und den Wirren der Geschichte zum Opfer – zerstört während des Dreißigjährigen Kriegs, blieb jahrhundertelang nur eine Ruine zurück.
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Erst im 19. Jahrhundert, in einer Zeit der Romantik, in der die Sehnsucht nach vergangener Pracht wieder erwachte, geschah das Wunder: Graf Johann Nepomuk Wilczek, ein wohlhabender österreichischer Adliger, beschloss, die alte Burg nicht nur zu restaurieren, sondern sie als eine Art mittelalterliches Gesamtkunstwerk neu zu erschaffen. Aus Teilen echter, historischer Burgen, die in ganz Europa zusammengetragen wurden, errichtete er Stein für Stein ein Bauwerk, das nicht einfach eine Kopie war – sondern eine kunstvolle Vision dessen, wie eine Ritterburg einst gewesen sein könnte.
So wurde Kreuzenstein zu einem der beeindruckendsten Beispiele für historisierende Architektur in Österreich. Türme, Zinnen, Zugbrücken, ein Burghof wie aus einem Film – alles wirkt authentisch und gleichzeitig wie inszeniert für ein großes Spektakel. Kein Wunder also, dass die Burg oft als Kulisse für Filme und Serien dient. Man braucht nur durch das schwere Holztor zu schreiten und schon wähnt man sich mitten im Mittelalter, erwartet beinahe das Hufklappern von Pferden oder das Scheppern von Rüstungen.
Doch die Burg ist nicht nur Kulisse, sondern auch Schatzkammer. In ihrem Inneren beherbergt sie eine Sammlung mittelalterlicher Waffen, Möbel und Kunstwerke – und jede Ecke erzählt von einer anderen Epoche, einem anderen Stil. Es ist, als sei man auf einer Zeitreise, geführt von der Liebe zum Detail.
Und dann gibt es da noch die Greifvögel. Hoch über dem Burghof kreisen Adler, Falken und Eulen. In der Adlerwarte kann man sie hautnah erleben – ein Schauspiel der Natur, das perfekt zum Geist der Burg passt: majestätisch, kraftvoll, ein Hauch Ewigkeit.
Burg Kreuzenstein ist nicht nur ein Ausflugsziel. Sie ist eine Brücke in die Vergangenheit, ein Ort voller Zauber und Geschichten. Wer sie einmal besucht hat, nimmt mehr mit nach Hause als nur ein Foto. Man nimmt ein Stück Fantasie mit – und das Gefühl, dass es Orte gibt, an denen Geschichte nicht vergangen, sondern ganz lebendig ist.