Wenn man heute durch Wien spaziert, durch die barocken Straßen, die prunkvollen Palais und die majestätischen Plätze, dann ist es unmöglich, dem Geist einer Frau zu entkommen, die die Stadt wie kaum eine andere geprägt hat: Kaiserin Maria Theresia. Sie war nicht nur die „Mutter Österreichs“, wie man sie oft nennt, sondern auch die Frau, die Wien in das Herz eines Weltreiches verwandelte, das Politik, Kultur und Kunst wie ein Magnet anzog.
Am 13. Mai 1717 wurde sie in Wien geboren – und schon als Kind lag über ihrem Leben eine Last, die gleichzeitig Berufung war. Ihr Vater, Kaiser Karl VI., hatte keine männlichen Nachkommen, und so wuchs Maria Theresia in dem Wissen auf, dass eines Tages sie das Erbe der Habsburger antreten musste. Die Pragmatische Sanktion machte es möglich, doch niemand schenkte ihr den Weg. Als sie mit 23 Jahren zur Herrscherin wurde, standen die Mächtigen Europas Schlange, um das vermeintlich schwache Erbe einer Frau anzugreifen.
Doch Maria Theresia war alles andere als schwach. Sie war eine Herrscherin mit Herz und eiserner Willenskraft, eine Frau, die lernte, Kriege zu führen, Bündnisse zu schmieden und Reformen durchzusetzen. Man stelle sich Wien in jener Zeit vor: Eine Stadt, die zwischen barocker Pracht und politischem Pulsschlag vibrierte. Hinter den schweren Türen der Hofburg, zwischen goldenen Sälen und geheimen Ratszimmern, entschied Maria Theresia über das Schicksal von Millionen.
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Gleichzeitig war sie aber auch eine Frau, die liebte. Mit Franz Stephan von Lothringen, den sie aus wahrer Zuneigung heiratete, verband sie eine ungewöhnlich innige Ehe für die damalige Zeit. Gemeinsam hatten sie 16 Kinder, und während sie ihr Reich zusammenhielt, schrieb sie Briefe voller Zärtlichkeit an ihren Mann und sorgte mit unermüdlicher Hingabe für ihre Familie. Unter ihren Kindern waren Berühmtheiten wie Marie Antoinette, die spätere Königin von Frankreich, deren Schicksal noch in ganz Europa Wellen schlagen sollte.
Doch Maria Theresia war nicht nur Mutter und Herrscherin – sie war auch eine große Reformerin. Sie brachte Ordnung in die Finanzen des Reiches, reformierte das Bildungswesen und sorgte dafür, dass jedes Kind – ob arm oder reich – eine Schulbildung erhalten konnte. Die allgemeine Schulpflicht von 1774 geht auf sie zurück und veränderte die Gesellschaft grundlegend. Auch die Verwaltung des Reiches brachte sie auf eine moderne Basis, sie reformierte Justiz und Steuerwesen und stärkte das Militär.
Wien erblühte in dieser Zeit zu einem Zentrum der Macht, aber auch der Kultur. Es war die Epoche, in der die Stadt ihr barockes Gesicht erhielt, das wir heute noch bewundern können. Paläste, Kirchen und Gärten zeugen von einer Kaiserin, die Schönheit und Macht miteinander zu vereinen wusste. Unter ihrer Herrschaft entstand die Schönbrunner Sommerresidenz als Symbol kaiserlicher Pracht, ein Ort, an dem sie nicht nur regierte, sondern auch die Freuden des Lebens suchte – Musik, Theater, und das Spiel ihrer Kinder im weitläufigen Park.
Doch trotz aller Macht und Pracht blieb Maria Theresia eine Frau voller Widersprüche. Streng katholisch erzogen, war sie fromm und doch pragmatisch. Sie konnte streng sein, ja geradezu unerbittlich, wenn es um politische Fragen ging, und zugleich war sie eine Mutter, die selbst nach der Niederlage einer Schlacht Briefe an ihre Kinder schrieb und sich nach deren Nähe sehnte.
In den dunklen Gängen der Hofburg erzählt man sich noch heute Geschichten von der unermüdlichen Kaiserin, die bis spät in die Nacht Akten studierte und dann, erschöpft, das Kreuz in der Kapelle küsste, bevor sie zu Bett ging. Ihr Schatten liegt über Wien, nicht als Last, sondern als Aura. Wer im Prunksaal der Nationalbibliothek steht, spürt die Gelehrsamkeit, die sie förderte. Wer durch Schönbrunns Gärten geht, hört in Gedanken vielleicht noch das Lachen ihrer Kinder. Und wer die großen Plätze Wiens betrachtet, erkennt, dass sie wie ein Schachbrett entworfen scheinen – von einer Frau, die wusste, dass Politik oft nichts anderes ist als ein kluges Spiel der Züge.
Als Maria Theresia 1780 starb, trauerte ein ganzes Reich. Sie war keine Kaiserin im Glanz einsamer Krone, sondern eine Herrscherin, die Wien zum Herz Europas machte und deren Einfluss noch Jahrhunderte spürbar blieb.
Wien ohne Maria Theresia wäre nicht Wien. Ihre Spuren finden sich nicht nur in Stein und Marmor, sondern im Geist dieser Stadt – im Stolz, in der Bildung, in der Art, wie Wien auf seine Vergangenheit schaut und gleichzeitig den Blick nach vorne richtet.
Wer heute Wien besucht, sollte sich die Zeit nehmen, auf den Spuren der großen Kaiserin zu wandeln: in der Hofburg, wo sie regierte, in Schönbrunn, wo sie lebte, und an den Plätzen, die sie gestaltete. Denn Maria Theresia war mehr als eine Herrscherin – sie war die Mutter einer Stadt, die sich bis heute im Glanz ihres Erbes sonnt.